Frauen in der Teilzeitfalle

Könnte dies endlich der Anfang vom Ende sein? Vom Ende des völlig überholten, diskriminierenden, stigmatisierenden und total falschen Begriffs «Teilzeit»?

In dem hervorragend gestalteten Beitrag  «Frauen in der Teilzeit-Falle» zeigt die Sonntagszeitung vom 24. April, warum Frauen aufhören sollten, sich um Teilzeitpensen zu bemühen. Aber subito.

Ich engagiere mich seit über einem Jahrzehnt für die Eliminierung des Begriffs Teilzeit aus dem Arbeitsleben. Mehr darüber demnächst.


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Gemeinsam können sie mehr bewirken

Über weite Teile ihrer Geschichte hat unsere Spezies
systematisch ihr Humankapital verschwendet,
indem sie das kreative Potenzial der Hälfte ihrer Mitglieder
mit Missachtung strafte.”

Rebecca Newberger Goldstein
Amerikanische Philosophin, 2016

Möchten Sie dabei sein, wenn eine Plattform entsteht, auf der Frauen zusammen mit Männern innovative Lösungen für anstehende Probleme erarbeiten?

Frauen sind 51 Prozent der Menschheit. Viele von ihnen verfügen über ausgezeichnete Bildung, sind innovativ und bringen eine ganz andere Lebenserfahrung mit als ihre männlichen Kollegen, was – in der Kombination mit männlichem Denken – zu neuen Lösungsansätzen führt.

Besuchen Sie uns auf unserer temporären Website www.femaleshift.ch, wo Sie unter anderem jeden Dienstag neue Aspekte zu dieser Entwicklung finden können.


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Nach der Gläsernen Decke: die Gläserne Klippe?

“Think Crisis – Think Female”

Im Zusammenhang mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May wird der Begriff der glass cliff, der Gläsernen Klippe, diskutiert. Er ist entstanden aus Recherchen, die zu dem Schluss kommen, dass Frauen oft erst dann ins Boot geholt werden, wenn das Unternehmen, die Organisation, das System in Schieflage geraten ist. Julia Yates von der University of East London fasst es so zusammen: “If all the usual plans and ideas have failed, the organisation is likely to look around, desperate to try anything which might work. Even a woman.”

Ihr Tun und Lassen wird in einem solchen Fall natürlich besonders kritisch beäugt und kommentiert, und es ist bereits ein Verdienst, wenn eine Frau an exponierter Stelle trotz der Erwartungshaltung ihres Umfelds eine solche Position antritt. Man könnte es aber auch als Kompliment sehen, wenn man ihr die Rettungsaktion zutraut… Gemäss einer Soziologin an der Stanford University grassiert bereits der Spruch “Think crisis – think female”. Selbst wenn sie keinen Zauberstab hat, um das Unternehmen subito wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen, so können allein schon ihre andere Sicht der Dinge und eine neue Annäherung der erste Schritt zu einem Turnaround sein.

Offenbar mangelt es aber an Frauen, die nicht nur von den «Female Shift»-Chancen profitieren wollen, sondern auch bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und ihren Teil zur Lösung der vielen Probleme, die wir zur Zeit haben, beizutragen. Dazu ist am 24. Juli ein lesenswerter Beitrag von Patrick Imhasly, Journalist im Ressort «Wissen» der «NZZ am Sonntag», erschienen: «Wie wäre es mit Ehrgeiz statt mit Quoten?» Pflichtlektüre besonders für junge Frauen auf dem “Weg nach oben”.

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„Grit & Grace“

Meryl Streep im Stars ’n‘ Stripes-Hemd beim Parteitag der Demokraten in Philadelphia. Foto: Shawn Thew

Was brauchen Pionierinnen?

Hollywood-Ikone Meryl Streep hat uns wunderbare Frauenporträts gegeben, hat sich für Frauen auf verschiedenen Ebenen in Hollywood eingesetzt und gilt als eine der integersten und engagiertesten Frauen im amerikanischen Filmgeschäft.

Am 27. Juli 2016 hat die Schauspielerin mit ihrer Rede am Parteitag der Demokraten in Philadelphia Geschichte geschrieben. Ihre rhetorische Frage, was es braucht, um als Frau irgendetwas zu sein, was vor ihr noch nie eine Frau gewesen ist, hat sie in genau sieben Wörtern gleich selbst beantwortet:

“What does it take to be the first female anything?
It takes grit and it takes grace.”

Sieben Wörter und ein Stabreim = Englisch. Schwierig zu übersetzen. Grit = Schneid, Mut, Mumm, aber auch Charakterstärke, Durchhalte- und Stehvermögen. Und grace? Grosszügigkeit, Liebenswürdigkeit, Gelassenheit und sogar Grossmut, wie ich heute gelesen habe – oder eine Kombination von all dem. Bleiben wir doch bei den beiden einsilbigen, aussagekräftigen Wörtern; sie werden in die Geschichte eingehen! Brava!

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So könnte Zukunft aussehen…

CONGRATULATIONS, HILLARY!

Als sich die Firma L’Oréal – meines Wissens als erste – vor ca. neun Jahren entschloss, ihre Werbung neu zu gestalten und auf die Frauen  zuzuschneiden, die nicht nur zu ihrem Alter stehen, sondern auch über eine gewisse Kaufkraft verfügen, tat sie das mit einem Werbespot, in dem Jane Fonda ihren Text beendete mit den Worten: „I’m 68. Not bad, is it?“

Derselbe Text passt auf Hillary Clinton, die sich allerdings einer etwas grösseren Aufgabe gegenübersieht. Auch sie 68 – and no, it isn’t bad at all. Und es stehen ihr noch fünf Monate eines schrecklichen Wahlkampfes bevor… Wenn es auch Auszeichnungen für Durchhaltevermögen gibt, sie hätte heute eine verdient.


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Ein gesellschaftspolitisches Thema wird aufgemischt

«Die Recherche»
Ein Dossier über die Chancen der Gleichberechtigung – für Frau und Mann

Die Südeutsche Zeitung, eines der besten Print-Medien im deutschsprachigen Raum, hat sich eines Themas angenommen, das bei vielen eigentlich nur noch Gähnen auslöst: „Wieviel Gleichberechtigung brauchen wir noch?“

Sinnvollerweise kommen in diesem gross angelegten Dossier auch Männer zu Wort, inkl. Beiträge mit provozierenden Titeln wie «Wir Männer, die Feministen» (Prominente zur Gleichberechtiung), geschrieben von einem Mann, oder «Männer müssen Feministen werden», verfasst von einer Journalistin, die festhält: Es ist ein Missverständnis, dass sich der Kampf um Gleichberechtigung gegen Männer richtet. Der Feminismus kann Männer und Frauen befreien.

HeForShe_Logo_Badge_withTagline_Use_On_WhiteIn diesem heiklen Bereich muss offenbar jeder Schritt, jedes Wort überlegt werden, damit die geneigten Leser und Leserinnen nicht schon nach dem ersten Satz die Lektüre beenden. Schützenhilfe liefert da unter anderem die junge britische Schauspielerin Emma Watson, UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte, die in ihrer viel beachteten Rede vor der UNO  im Herbst 2014 das „F-word“, wie Frauen in den USA den Feminismus häufig nennen, thematisiert hat, obwohl man ihr zuvor geraten hatte, dieses heisse Eisen nicht anzufassen:
„The more I have talked about feminism, the more I’ve realized that fighting for women’s rights has too often become synonymous with man-hating. If there is one thing I know for certain, it is that this has to stop.“

Das kann nicht oft genug betont werden. Die von ihr mitgestaltete Bewegung «HeForShe» haben bereits 700’000 Männer weltweit unterschrieben – es ist eine Einladung an Männer, sich zum Engagement für Chancengleichheit zu bekennen.

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Und das scheint ein Mann in einer hohen Entscheidungsfunktion begriffen zu haben: Justin Trudeau, der junge kanadische Ministerpräsident, dessen Kabinett von 30 Mitgliedern zur Hälfte aus Frauen besteht und der damit ein Wahlversprechen eingelöst hat. Macht sein Beispiel Schule?  Hillary Clinton hat vor ein paar Tagen verlauten lassen, dass sie im Falle eines Wahlsiegs die Hälfte der Regierungsposten mit Frauen besetzen will. „Ich werde ein Kabinett haben, das wie Amerika aussieht, und 50 Prozent von Amerika sind Frauen“, erklärte die Demokratin bei einem Bürgertreffen in Philadelphia. Beide Politiker haben damit gezeigt, dass sie den Zeitgeist begriffen haben: Schon längst ist diese Diskussion keine Frauenfrage mehr, sondern gesellschaftgspolitischer Mainstream.

Wir müssen daher wirklich einen Effort machen, die Diskussion zu entgiften und mit sachlichen Argumenten nach einer Antwort auf die o.e. Frage der «Recherche» suchen. Dazu gehören auch Überlegungen, inwieweit man eine Sprache zurechtbiegen kann – ein ausgezeichneter Artikel dazu ist vor kurzem in der NZZ erschienen, den ich Ihnen wärmstens empfehle: „Liebe/r Leser*in“.

Ach ja, ich gehöre inwischen zu den Menschen, die genug haben von der Gleichheitsdiskussion, weil sie Zeit, Nerven und Engagement kostet und nach wie vor nur magere Resultate hervorbringt, wie die Endlosdiskussion um die Quote immer noch beweist. Ausgenommen ist dabei natürlich der Bereich Lohn- und Chancengleichheit bei Bewerbungen und Beförderungen, für dessen Missachtung es keine Entschuldigung gibt. Aber ich bin der Ansicht, dass ein Strategiewechsel angesagt ist: Frauen sollten ihr Anders-Sein, ihr anderes Denken, ihren anderen Erfahrungsschatz in den Vordergrund rücken, denn dann können sie sich mit ihrem weiblichen Blick auf Lösungsansätze zu den Problemen, die wir zur Zeit in jeder Ecke der Welt haben, einbringen. Doch darüber an anderer Stelle mehr.

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Frauen in der Politik

Sie möchten in die Politik gehen? Lobenswert. Wir brauchen Sie. Und Sie brauchen eine ganze Reihe von Charaktereigenschaften in besonders ausgeprägter Form –  neben dem vielzitierten Haarspray, der Ihre Frisur in Ordnung hält, wenn Ihnen der Gegenwind ins Gesicht bläst. Schauen Sie gut hin, was sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel derzeit in den Medien gefallen lassen oder was Ursula von der Leyen an Angriffen über sich ergehen lassen muss. Und es dürfte nicht lange dauern, bis die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, für igend etwas, was sie hätte tun oder lassen sollen, in die Schusslinie gerät…

 

Wechsel nach 15 Jahren: Von der Opposition in die Regierungsverantwortung

aung_san_suu_kyi104Unter den verschiedenen Charaktereigenschaften, die Frauen besonders auszeichnen, wird häufig Beharrlichkeit genannt. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die nach fünfzehn Jahren – zehn Jahre Hausarrest und fünf Jahre Wahlkampf –  endlich den Moment erleben durfte, als ihre Oppositionspartei in den jüngsten Wahlen in Myanmar den Wahlsieg gewann, und zwar so eindrücklich, dass sie die absolute Mehrheit im Parlament errungen hat. Zwar kann sie selbst nicht Präsidentin werden, weil sie einen ausländischen Pass hat (sie war mit einem Engländer verheiratet), aber ihre Partei wird aus der Oppositionsrolle in ddie Regierungsverantwortung wechseln. Es ist ihr zu wünschen, dass sie ihr Szenario für ihr Land, für das sie so lange gekämpft hat, verwirklicht sehen wird.

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Gehen, wenn es am schönsten ist

Unter dem Titel «Die Beharrliche» hat die ZEIT unserer abtretenden Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf ein grosses Porträt gewidmet. Die Journalistin Alice Wanner lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, wo sie steht: „Die Finanzministerin Widmer-Schlumpf war ein Glücksfall für die Schweizer Medien. Jetzt tritt sie zurück. Unter widrigen Umständen ist sie zur Bestform aufgelaufen.“ Lesenswert!

 

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Erfahrung als Trumpfkarte

Dhillary_kleinerzeit haben die Republikaner in den USA offenkundig Mühe, sich für einen ernst zu nehmenden Kandidaten zu entscheiden. Eine ernst zu nehmende Kandidatin ist kein Thema, denn das können nur die Demokraten vorweisen. Man mag Hillary Clinton mögen oder nicht, aber niemand kann ihr die über Jahrzehnte erworbene Erfahrung auf dem politischen Parkett absprechen. Und wenn auch Erfahrung nicht alles ist (George Bernard Shaw hat das mit einem Aphorismus auf den Punkt gebracht: „Manche Menschen halten das für Erfahrung, was sie zwanzig Jahre lang falsch gemacht haben.“), so ist es doch höchst erstaunlich, wie sich jemand zutraut, Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden, ohne einen einzigen Tag aktiv in der Politik gewesen zu sein.

 

Leider verdienen nicht alle Applaus…

carly_fiorinaIn der Tat: Carly Fiorina, die Frau, die sich für das Präsidentenamt auf republikanischer Seite bewirbt, kann – mit Ausnahme eines verlorenen Wahlkampfes in Kalifornien – auf keinerlei politische Erfahrung zurückblicken. Woher nimmt sie die Vermessenheit, sich für das (immer noch?) wichtigste Amt der Weltpolitik zu bewerben? Nun, die ehemalige CEO von Hewlett-Packard glaubt, es genüge, ein Unternehmen der «Fortune 500» geführt zu haben; ob gut oder schlecht – wen kümmert’s? Jedenfalls wird sie nicht müde, ihre Management-Erfahrung als Qualifikation ins Feld zu führen.

Genügt das? Machen Sie sich selbst ein Bild von dieser Frau, die sich selbst dermassen überschätzt. Ich habe aus den vielen Artikeln, die über sie erschienen sind, einen gewählt, der vor ein paar Monaten in «FORTUNE» erschienen ist. Unter dem Titel «Carly Fiorina as a boss: The disappointing truth» präsentiert der Journalist Jeffrey Sonnenfeld die vernichtende Bilanz einer Frau, die weder politisches Know-how erworben, noch sich als Top-Managerin bewährt hat.

Ihre Chancen im Präsidentenkarussell sind minim, aber leider gibt sie kein Vorbild ab für (junge) Frauen, die sich ernsthaft für einen Einstieg in die Politik interessieren, sondern eher ein unwürdiges Spektakel!

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Hurra! für den Fortschritt

Was ist Fortschritt?
Zum Beispiel, wenn eine Frau sich als amerikanische Präsidentschaftskandidatin bewerben „darf“.

Wie feiert man das?
Mit Witz! Auf der  Website von Hillary Clinton, die derzeit drei demokratische und zehn(!) republikanische Mitbewerber hat, gibt es eine Reihe von Dingen, die man bestellen kann, wie T-Shirts, Kappen, Pins usw. – das Übliche also.

Aber da gibt es noch etwas Unübliches: 2 Trinkgläser mit ihrem Wahlkampf-Logo.

hillary_glaeser_kleinerDer Begleittext dazu ist der eigentliche Clou:
„Cheers to making history.
Made from 100% shattered glass ceilings.“

Die Scherben, die entstehen, wenn man die „Gläserne Decke“ durchbricht, als ein Glas, mit dem man darauf anstösst – nicht schlecht, oder?


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